Künstlergruppe Querschlag (2003-2008)

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Zur Abhängung, Zensur und vorzeitigen Schließung der Ausstellung in der Sparkasse

Kommentare und Statements

Chronologische Darstellung der Vorgänge:

Schließung der Ausstellung in der Sparkasse

Wir als Künstlergruppe Querschlag wollten Sie zur Schließung der Ausstellung "Querschlag III" informieren. Im letzten Jahr sind wir als Künstlergruppe vom Verein Kunst für Chemnitz e.V. (Thomas Ranft, Michael Morgner usw) eingeladen worden, in ihrer Hausgalerie "HECK-ART" eine Ausstellung zu machen. Wir sagten zu und der Verein präsentierte mit der Sparkasse auch gleich einen Hauptsponsor. Die Ausstellung sollte "Querschlag III" heißen und die Jahresausstellung von der Künstlergruppe sein. Die Sparkasse bestand aus Werbegründen darauf, dass die offizielle Vernissage in ihrem Veranstaltungszentrum stattfindet und die Hauptwerke auch in der Sparkasse hängen sollen. Anlässlich der Ausstellung erschienen im Passage-Verlag Leipzig vier Einzelkataloge von den Querschlagmitgliedern, die auch von der Sparkasse zum kleineren Teil mitfinanziert worden sind. Während der Vorbereitungen gab es mit der Sparkasse zahlreiche Abstimmungen (Logopräsentation, Einladungsdetails, bis hin zu Fragen, ob einzelne Querschlag-Mitglieder Sparkassenkonten hätten) Zur Auswahl der Werke und zu deren Hängung war von Seiten der Sparkasse kein Interesse zu erkennen, sich schon vor der Ausstellung ein Bild von den Werken machen zu können. Dies finden wir auch als normal , liegt doch die Entscheidung unserer Gruppenpräsentation in unserem künstlerischen Ermessen. Zur Vernissage am Donnerstag (bei gut gefülltem Haus) waren alle Beteiligten bei bester Laune. Nur die Bilder "Nr. 33" von Peter Piek sollten entfernt werden. Da diese Werke in einem auch nachts öffentlich zugänglichen Raum gezeigt wurden, haben wir dem Wunsch entsprochen. Freitags rief uns die Presse an um von uns zu erfahren, warum unsere Bilder nicht zusehen sind statt dessen Bilder von einem anderen Künstler an den Wänden hängen. Die komplette Ausstellung ist ohne Rücksprache mit den Künstlern abgehängt worden - insgesamt 30 Kunstwerke von Michael Goller, Dirk Hnaus, Michael Knauth und Peter Piek. Die Sparkasse selbst war zu keiner Stellungsnahme bereit, uns wurde teilweise gesagt „kein Kommentar„ und einmal auch, dass die Bilder von Michael Knauth so nicht gezeigt werden können. Mit ihm persönlich wurde aber nie gesprochen. Intern erfuhren wir, dass es sich bei seinen Werken um Pornographie handeln soll und dass die Sparkasse aus Platzmangel umhängen würde. Montag dem 30. Mai wurde die Ausstellung in einer zensierten Fassung von der Sparkasse selbst neu aufgebaut. Am Dienstag soll die kastrierte Ausstellung auf Wunsch von Querschlag wieder abgebaut werden. Dieses Bruchstück an Ausstellung hatte nichts mehr mit dem Konzept von "Querschlag III" zutun. Es wurde ein Künstler (M. Knauth) komplett aus der Ausstellung gestrichen und von D. Hanus wurden alle Bilder nicht wieder an dem vorgesehen Ort gehängt, die im entferntesten einen nackten Körper zeigten. Ohne mit den Beteiligten zu sprechen! Bei diesem Umhängen wurden nach erstem Begutachten auch ein Bild von D. Hanus durch unsachgemäßem Umgang beschädigt. Die Ausstellung war in diesem Zustand für uns nicht mehr durchführbar. Wir haben uns mit einem öffentlichen Brief an die Sparkasse gewandt, um einen Dialog über künstlerische Aussagen anzuregen und Unstimmigkeiten abzubauen. Darauf kam von Seiten der Sparkasse die Antwort: „es besteht kein Redebedarf“ Die Direktorin Christiane Mennicke vom Kunsthaus Dresden (Städtische Galerie für Gegenwartskunst) hatte auch versucht, zur Sensibilisierung beizutragen und hat sich mit der Sparkasse in Verbindung gesetzt, sie hat darauf hingewiesen, dass die Bilder, an denen Anstoß genommen wurde, aus fachlicher Perspektive keinesfalls besonders schockierend sind, sondern es durchaus weitere Beispiele in dieser Richtung gibt, die in Institutionen der Gegenwartskunst öffentlich gezeigt und besprochen werden. Wir sehen uns nun leider dazu gezwungen, am 7. Juni die Ausstellung in der Sparkasse von den Mitgliedern der Künstlergruppe komplett abzubauen! Wir sind nicht gewillt uns diesem oberflächlichen und unsensiblen auftreten der Sparkasse zubeugen. Der Zweite Teil der Ausstellung in der HECK-ART-Galerie geht nach Abwägen der Lage gewohnt weiter und wird am 30. Juni 20.00Uhr mit einer Finissage beendet.

Die Sächsische Zeitung schrieb dazu in ihrer Online-Ausgabe vom 28.5.:

Sparkasse zog Barbies aus dem Verkehr - wegen Pornografie

Ch. Hamann-Pönisch
CHEMNITZ - Die „Öffentliche Hängung“ am Donnerstagabend in der Sparkasse Moritzhof endete mit der Verhängung einer der härtesten Strafen, die einem Künstler blühen kann: Über Nacht wurden alle Bilder der Gruppe „Querschlag“ abgehängt.
Meik Roscher aus Schneeberg hat sich am nächsten Tag umsonst auf dem Weg nach Chemnitz gemacht, um die Ausstellung zu sehen: „Ich stand leider vor leeren Wänden.“ Nach viel Beifall zur Eröffnung der Skandal. Offensichtlich fühlten sich die Banker von der Performance - jedes Bild wurde erst vor den Augen der Zuschauer an die Wand gehängt - auf den Schlips getreten. Von Michael Knauth kam die 3,70 Meter lange Leuchttafel „Geschlossener Kreislauf“ zum Vorschein.
Nach der Hängung wurden die Barbies in gesellschaftskritischer Arschkriecherstellung „wegen „Pornografie“ - so die nichtöffentliche Begründung der Sparkasse - mit anderen aus dem Verkehr gezogen. Pressesprecher Roger Wirtz drückt es anders aus: „Der Verein ,Kunst für Chemnitz‘ hat uns die Künstler empfohlen. Die Auswahl der Bilder muss man uns überlassen.“ Außerdem hätte der Platz nicht ausgereicht. Man werde die Arbeiten ab Montag neu präsentieren.
Das dürfte schwierig werden. „Querschlag“-Mitglied Peter Piek: „Entweder alle oder keiner.“ Jedenfalls ist keiner der vier Künstler gewillt, eine andere Ausstellung zu zeigen. Knauth: „Das ist ein Komplettkonzept. Wir haben ein halbes Jahr dafür gearbeitet.“ Den Katalog zum Projekt hat die Sparkasse sogar bezahlt. Nur reingeschaut hat wahrscheinlich keiner. „Querschlag“ möchte nicht mit rechtlichen Mitteln zurückschlagen. Knauth: „Wir wollen Bilder zeigen. Nicht mehr und nicht weniger.“
Die namhafte Leipziger Kunsthistorikerin Dr. Ina Gille, die zur Eröffnung einführende Worte sprach, zum Skandal: „Der Vorwurf Pornografie ist idiotisch, die Haltung der Sparkasse provinziell. Zwei, drei erklärende Sätze des Künstlers könnten die Sache vielleicht retten.“

"Bilder von Ausstellungswand verschwunden" (Uwe Rechtenbach)

"Sparkasse zog Barbies aus dem Verkehr - wegen Pornografie" (Ch.Hamann-Pönisch)

"A...kriecherei ohne Ende" (Ch.Hamann-Pönisch)

Sächsische Zeitung online am 1.6.:

Barbies‘ müssen draußen bleiben

,Porno‘-Skandal in der Sparkasse
CHEMNITZ - Die Sparkasse Chemnitz schaltet im ,Porno‘-Skandal auf stur: Die Ausstellung „Öffentliche Hängung“ der Künstlergruppe „Querschlag“ (Morgenpost berichtete) wird im VeranstaltungsCenter Moritzhof entweder ohne die umstrittenen „Barbie“-Leuchtkästen von Michael Knauth gezeigt - oder gar nicht.
Die vier Künstler hatten nach dem für sie unverständlichen Eingriff in ihr Projekt gefordert: „Alle oder keiner!“ Ansonsten sollte die Ausstellung umgehend geschlossen werden. Das ist bis gestern nicht geschehen. Sparkassen-Sprecher Roger Wirtz: „Die Arbeiten von Herrn Knauth werden wir nicht wieder aufhängen. Wenn die Künstler den Wunsch haben, alle Bilder zu entfernen, akzeptieren wir das.“ Allerdings will das die Sparkasse schriftlich haben. Wirtz: „Eine entsprechende Mitteilung haben wir noch nicht bekommen.“ Als öffentlich rechtliches Kreditinstitut, so Wirtz, könne man die „Barbie“-Darstellungen den Kunden nicht zumuten.
hap

"Porno-Skandal: Sparkasse soll zensierte Ausstellung schließen"

Offener Brief an die Sparkasse vom 2.6.:

offener Brief an Sparkasse

Chemnitz/Leipzig, 2.6.2005
nach der Eröffnung unserer Ausstellung Querschlag III in den Räumen der Sparkasse hat sich ein Zustand entwickelt, der sicherlich für alle Beteiligten unbefriedigend ist. Um die künstlerischen Inhalte der Werke der QuerschlagIII- Exposition vor weiterem Polemisieren zu schützen, möchten wir der Sparkasse gern zur Klärung der aufgetretenen Fragen durch diesen offenen Brief ein Gespräch vorschlagen.
Wir Künstler fühlen uns durch die nicht abgesprochenen Aktionen nach der Eröffnung irritiert und spüren ein Unverständnis gegenüber einzelnen künstlerischen Positionen. Das macht uns persönlich sehr betroffen. Querschlag hätte sich gewünscht, einen offenen Gedankenaustausch führen zu können oder zumindest eine offizielle Stellungnahme zu den Ereignissen seitens ihres Institutes zu erhalten. Leider ist dies bisher nicht geschehen.
Wir stellen uns die Frage, ob vielleicht nicht doch auch seitens der Sparkasse ein Interesse daran besteht, über das Thema Ausstellungskonzeptionen zu reden und dabei auch die Meinungen zu Kultursponsoring und Mitspracherecht auszutauschen. Sehr erfreut wären wir und sicher auch der Verein "Kunst für Chemnitz", wenn wir uns gemeinsam an einem Tisch zum offenen Gespräch wiederfänden.
Die Mitglieder der Künstlergruppe Querschlag schlagen deshalb einen raschen Termin in der 23. KW vor, abends, in entspannter Atmosphäre im HECK-ART, wo sich jeder der geladenen Gesprächsteilnehmer äußern kann.
Bitte informieren Sie uns doch bis Freitag, den 3.6., ob Ihnen der vorgeschlagene Gesprächstermin passen würde. Oder unterbreiten Sie uns bitte einen Alternativtermin, möglichst auch für die 23. KW.
Des weiteren möchten wir Sie bitten, unvorbereiteten Besuchern der momentan hängenden Behelfsausstellung darauf hinzuweisen, dass nach einer unautorisierte Selektion nur ein Teil der ursprünglichen Präsentation sichtbar ist.

Mit freundlichen Grüßen

Künstlergruppe Querschlag
Michael Goller, Dirk Hanus, Michael Knauth, Peter Piek

"Querschläger stoppen umstrittene Werkschau"

"Offener Brief im Porno-Skandal"

"Künstler wehren sich gegen Einfluss"

Antwort der Sparkasse vom 6.6.05:

Sehr geehrter Herr Goller,
sehr geehrter Herr Hanus,
sehr geehrter Herr Knauth,
sehr geehrter Herr Piek,
in Beantwortung Ihres Mails vom 2. Juni 2005 teilen wir Ihnen mit, dass wir unsere abschließende Meinung zu Ihrer Ausstellung im VeranstaltungsCenter der Sparkasse Chemnitz bereits geäußert haben, wie Sie den Medien sicherlich entnehmen konnten. Aus diesem Grund sehen wir keinen weiteren Gesprächsbedarf.

Sparkasse Chemnitz

Grimm          Rother

"Der Rest ist Schweigen" (Dagmar Ruscheinsky)

Zum Abbau am 7.6. schrieb die Sächsische Zeitung online:

,Porno‘-Skandal: Künstler holten jetzt ihre Bilder ab

Die Künstlergruppe „Querschlag“ hat ihre Ankündigung im „Porno“-Skandal wahr gemacht. Das Ausstellungsprojekt „Öffentliche Hängung“ von Michael Goller (Foto), Dirk Hanus, Michael Knauth und Peter Piek im Veranstaltungs-Center der Sparkasse Chemnitz ist beendet.
Gestern holten die Künstler ihre Bilder ab. Grund: Bereits einen Tag nach der Eröffnung hatte die Sparkasse gesellschaftskritische Arbeiten mit nackten „Barbies“ eigenmächtig entfernt (Morgenpost berichtete). Unakzeptabel für „Querschlag“. Ein Diskussionsangebot schlug die Sparkasse per Mail aus: „Kein Gesprächsbedarf!“

Kultur-Kanal 6/12:

Interview Kultur-Kanal

Kultur-Kanal: Herr Piek, woran lag es Ihrer Meinung nach, dass die Werke zwar zuvor begutachtet und abgesegnet, nach der Premiere aber wieder abgehängt wurden.

PP: Man hat uns im Vorfeld freie Hand gelassen. Die Sparkasse, die den Katalog zur Ausstellung mit finanziert hat, hat wohl versäumt sich diesen auch anzuschauen. Anders kann ich es mir nicht erklären. Das Konzept war bekannt. Die Sparkasse hat sich offiziell leider noch nicht zur Abhängung geäußert. Weder uns noch der Presse gegenüber. Ich mache mir sorgen über den Verbleib der Bilder.

Kultur-Kanal: Meinen Sie, dass es am Austragungsort lag? Ist eine Bank für provokative Kunst nicht geeignet?

PP: die Provokation war Teil des Konzeptes der Ausstellung. Die Räume sehr gut geeignet. Die Sparkasse befürchtete wohl mit kritischer Kunst einige Kunden unangenehm aufzustoßen. Genau das, um was es uns ging ist den Bildern zum Verhängnis geworden.

Kultur-Kanal: Wie darf man denn die abgehängten Werke verstehen?

PP: Bei meinem abgehangenen Werk Nr.33 (a-e), welches im Zuge des Malfront-Plakativ-Quartesters entstanden ist, wollte ich so plakativ wie möglich malen. Ich wollte ein Bild schaffen was relativ klein im Format eine ungeheure "Weitwirkung" entfaltet. Vor allem aber sollte es malerisch sein. Es besteht aus mehreren Ebenen Rhythmus und einer Zeichnungsebene, die in diesem Falle aus Symbolen besteht. Ich wollte Symbole als wahrscheinlich plakativstes Mittel überhaupt verwenden, Suchte im Zeitkontext nach einem Schlüssigen und Sinnvollem Zusammenhang. Im Zuge der Zusammenarbeit mit Querschlag entwickelte sich nun das Bild zu einem fünfteiligem, mit Symbolen die jeder kennt, die ich aber ausdrücklich offen verstanden haben will. Schlüssel zum Verständnis des Bildes ist der fünfte Teil der Spiegel (das Objekt Spiegel ist gemeint). Der tiefere Inhalt des Bildes ist ungeheuer Komplex. Da kann man sicher halbe Romane drüber schreiben. Was ich nicht für meine Aufgabe halte. Jetzt wissen Sie also die Spitze des Eisberges. Nr.33 (a-e) sollte nur zur Vernisage hängen. An sich nach reichlicher Erklärung durch eine Rede zur Eröffnung von der Leipziger Kunsthistorikerin Ina Gille unkompliziert. Es wurden am folgenden Tag aber alle Arbeiten der Ausstellung weggenommen wie zum Beispiel meine Blumenbilder. Michael Gollers A4 Bilder. Lyrische Fotos von Dirk Hanus und Arbeiten von Michael Knauth, die von der Sparkasse als pornografisch empfunden worden. Was sie meiner Meinung nach nicht sind.

Kultur-Kanal: Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in einer Sparkasse auszustellen?

PP: Nein.

Kultur-Kanal: Herr Piek, wir danken Ihnen für das Gespräch!

PP: Ich danke Ihnen.

"Von Bankern und Pornografie" (Peter Piek über die Zensur der Ausstellung 'Querschlag III')

"Das Thema Zensur spielt wieder eine Rolle in der deutschen Kunstwelt" (Vorwort der Ausgabe des Kultur-Kanals 6/2005)

mdr-Kulturmagazin "artour" dazu:

Vorsicht-Pornografie!
Sparkasse Chemnitz zensiert Ausstellung

Die Protagonisten von "Querschlag" bei einer Aktion in der Heck-Art-Galerie Wie die solide Sparkasse Chemnitz die Katze im Sack kaufte…. Es war einmal ein schöner Abend. Die Verantwortlichen des VeranstaltungsCenters der Sparkasse Chemnitz vereinbarten mit der Künstlergruppe "Querschlag" (Dirk Hanus, Michael Goller, Michael Knauth und Peter Piek) aus Leipzig Termine für eine große Ausstellung in ihrem Haus. Vier Künstler durften der breiten Öffentlichkeit ihre neusten Arbeiten präsentieren. Man hat über die Konditionen und Eröffnungsparty gesprochen, über gute Zusammenarbeit und die Wichtigkeit des Sponsorings für die Kultur, über... Über alles Mögliche hat man gesprochen, nur nicht über die Inhalte der Kunst, die ausgestellt werden sollte. Und nun der Eklat: Die Ausstellung "Querschlag III" in der Sparkasse Chemnitz, wurde am Freitag dem 27.05.2005, einen Tag nach der Eröffnung wieder komplett abgebaut, wegen Pornografie. Am Montag, dem 30. Mai 2005, wurde die Ausstellung in einer zensierten Fassung von der Sparkasse selbst neu aufgebaut. Ein Künstler wurde komplett aus der Ausstellung gestrichen. Da waren´s nur noch drei und die protestierten gegen die "kastrierte" Ausstellung.

Kein Dialog
Die Künstler haben sich mit einem öffentlichen Brief an die Sparkasse gewandt, um einen Dialog über künstlerische Aussagen anzuregen und Unstimmigkeiten abzubauen. Darauf kam von Seiten der Sparkasse die Antwort: "Es besteht kein Redebedarf".
"artour" über den aktuellen Stand der Dinge. Ausstrahlung des Fernsehbeitrags am 23.6.2005 um 22.05 Uhr

Sächsische Zeitung online:

Porno‘-Skandal der Sparkasse kommt ins Fernsehen

Dreharbeiten des MDR-Filmteams im Chemnitzer Atelier von Michael GollerCHEMNITZ - Es war die kürzeste Kunstausstellung des Jahres und eine fernsehreife Provinzposse. Das MDR-Kulturmagazin „artour“ sendet morgen (22.05 Uhr) eine Reportage zum „Porno“-Skandal in der Chemnitzer Sparkasse (Morgenpost berichtete).
Das Geldinstitut machte das Projekt „Öffentliche Hängung“ der Chemnitzer Künstlergruppe „Querschlag“ nur einen Tag nach Beginn zunichte. Gesellschaftskritische Bilder von Michael Knauth, die nackte Barbie-Puppen zeigen, wurden wegen angeblicher Pornografie von den Bankern komplett aussortiert. Daraufhin zogen auch Knauths drei Kollegen ihre Arbeiten zurück.
Statt der Bilder von Michael Goller, Dirk Hanus, Michael Knauth und Peter Piek klebt jetzt ein Zettel im VeranstaltungsCenter Moritzhof: „... hiermit informieren wir Sie, dass die Ausstellung ... auf eigenen Wunsch der Künstlergruppe ,Querschlag‘ frühzeitig beendet wurde“.
Die Finissage im Heck-Art, wo Teil 2 des Projektes zu sehen ist, findet wie geplant am 30. Juni (20 Uhr) statt. hap

"Porno-Skandal der Sparkasse kommt ins Kulturfernsehen" (Christiane Hamann-Pönisch)

Kommentare

Jana Ritter, Kulturwissenschaftlerin aus Berlin zu den Ereignissen:

Gruß an die Bankherrschaften: Pornographie kann sich auch in Form von (un-)künstlerischer "Vergewaltigung" zeigen- verbal wie non-verbal, und das "auch" bezieht sich auf deren Vorgehensweise, kaum auf Michael Knauths dinglichen Ansichten des Halbwert- Zeit- Warenfetischismus in seiner Endzeit- merkantilen Form.

Christiane Mennicke, Direktorin des Kunsthauses Dresden, Städtische Galerie für Gegenwartskunst:

...darauf hingewiesen, dass die Bilder an denen Anstoß genommen wurde, aus fachlicher Perspektive keinesfalls besonders schockierend sind, sondern es durchaus weitere Beispiele in dieser Richtung gibt, die in Institutionen der Gegenwartskunst öffentlich gezeigt und besprochen werden.

Frank Schönherr aus Chemnitz in einem Leserbrief:

Als ich mir am letzten Freitag die Ausstellung "Querschlag III" ansehen wollte, bekam ich nur Bilder von Jörg Steinbach zu sehen. Am Samstag erfuhr ich, dass die Bilder von der Gruppe Querschlag abgehängt wurden. Im Internet konnte ich mir eine Meinung über die ausgestellten Werke bilden und kann es nicht fassen! Seit Jahren langweilt uns der Verein "Kunst für Chemnitz" immer mit denselben Gesichtern. Nun endlich lassen die die neue Generation vor und die Sparkasse, die sich doch sonst so gern "Hipp" zeigen will, blamiert sich durch das Herunternehmen der Werke bis auf die Knochen.
Wenn man in Chemnitz nicht den Unterschied zwischen gesellschaftskritischen Arbeiten und Pornografie unterscheiden kann, finde ich das sehr schade. Dann haben sich solche Leute wie Frau Mössinger die ganzen Jahre vergeblich bemüht, dieser Kunstprovinz Leben einzuhauchen. Und Chemnitz wird wohl immer Mittelmaß bleiben. Ist es denn nicht endlich Zeit, in Chemnitz sich auf die Traditionen von zum Beispiel "Clara Mosch" zu besinnen und nicht nur neidvoll auf Leipzig oder Dresden zu schauen? Ich kann nur hoffen, dass sich die Sparkasse entschließt, die umstrittenen Bilder doch noch der Öffentlichkeit zu zeigen. Und einen Schritt aus dem eigenen Schatten zu machen. Die Zeiten von Zensur oder Ausstellungsverboten sollten eigentlich vorbei sein.

"Stadt sollte sich auf Traditionen besinnen"

Budilnik aus Chemnitz schreibt:

ich hoffe inständig, das der herr knauth mit diesem, aus sicht der banker+arschkriecher 'negativ-image' klarkommt; da aus ganz anderen perspektiven (aus meiner z.B.) ein positiver imagezuwachs zu verzeichnen ist! ich habe seine poppenden ken's + barbie's auf dem brühl gesehen und als erster gedanke kam mir, das endlich mal einer das offensichtliche 'ineinandergesteckt' hat. die arschkriecherei auf der einen seite, ich sehe da aber auch 'phallus-ken', omnipotenter superheld einer sterbenden gesellschaftsordung, dem mit herrn knauths ensembles endlich die eier abgeschnitten worden sind ;)

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